Seite 6
Montag, 25. Juli 2022. Wir starten in die zweite Sommerreise-Woche mit einem Höhenflug. Nein, Zwirbel lernte nicht etwa fliegen, wir nehmen die Hirzer Seilbahn, schliesslich befindet sich deren Talstation gleich nebenan, und ausserdem surrt das schon etwas betagte Bähnlein halbstündlich über Zwirbel hinweg; eine gäbige Gelegenheit also, ihm mal von oben auf sein Haupt zu kucken, ob sich da schon Moos angesetzt hat.
Mit Maske auf, Hund auf dem Arm, Rucksack am Rücken und Schweissperlen auf der Stirn gleiten wir leicht ratternd und mit freier Sicht auf rostige Schrauben in der völlig überfüllten Gondel bergwärts. Einziger Lichtblick ist nicht etwa Zwirbels Dach unter uns, nein, es sind schweissige Nacken und immer wieder sanfte Gesichtskontakte von benachbarten Rucksäcken. Doch, welch ein Labsal! Je höher wir gleiten, desto kühler säuselt uns der Wind durch das offene Dachfenster entgegen.

Die Mittelstation Prenn auf 1400 m Meereshöhe ist schnell erreicht, wir steigen um in die zweite Sektion und gondeln der spürbar zunehmenden Kühle entgegen. Die Bergstation Klammeben liegt auf 1980 m über Meer und präsentiert sich einfach nur traumhaft, mittels auftürmenden Hirzer Felsmassiven vor uns und einer famosen Talsicht gegenüber. Schaut mal:



Wir entscheiden uns für eine gemütliche Wanderroute, so an die 10 Kilometer dürfen es schon sein, welche gesäumt ist von einigen Almhütten und Jausestationen. Susanne marschiert vor, Arico schaltet seinen Vierbein-Antrieb zu und galoppiert fröhlich hinterher, während ich meine beiden Wanderstöcke mobilisiere, um aus dem Georgischen Rentner-Zweibein-Schlendergang einen urwüchsigen, geländegängigen Bergler-Vortrieb zu schaffen. Los geht’s!





Es ist herrlich hier oben, die angenehm kühle und würzige Luft tut gut. Kühe begleiten uns plötzlich auf unserem Weg, und Arico hat zünftig Respekt vor den massigen Vierbeinern und bellt, als wolle er uns vor den behornten Tieren beschützen.




Ein Hüngerchen flammt auf und möchte gestillt werden, und nichts wäre besser für so ein Vorhaben geeignet wie eine Jausehütte mit dem klangvollen Namen «Steak-Alm». Wir erfahren, dass diese Alm eigentlich Hintereggalm heisst, die vom innovativen Hüttenwirt, Bauer und Produzent von hausgemachten Almprodukten, kulinarisch entsprechend umgetauft wurde. Wir sind uns einig, da kehren wir ein, denn die hölzerne Speisekarte verspricht Herrliches vom Grill. En Guete!





Gestärkt und vollgefre… Ach, Zwirbelpilot, so etwas sagt man nicht, geschweige denn schreibt man nicht in einen Blog; sagen wir es mal so: wir sind sehr, sehr gut gesättigt und gleichzeitig froh, noch 2 bis 3 Stunden wandern zu dürfen. Der Weg ist anspruchsvoller als gedacht, oft findet man sich in einem trockenen Bachbett wieder anstelle von einem weiss-rot-weissen Bergwanderweg. Hinter dem nächsten Hügel ändern Flora und Fauna, der Weg wird breiter und flacher, die Auen saftiger und von Kühen besiedelt. Kurz vor dem angekündigten Regen erreichen wir die Mittelstation Prenn, wo uns die Gondelbahn mit den rostigen Schrauben wieder nach Sertaus hinunter surrt.







Zwei grosse Radler noch in der Campingbeiz, Regengeschützt auf der Terrasse, dann ist Feierabend. Müde und zufrieden, gut gesättigt und ohne Hunger, sowie einem sündhaft guten Südtiroler Absacker neigt sich ein herrlicher Wandertag dem Ende zu. «Schatz, hesch du nöime no Blasepfläschterli?» Keine Antwort, eingeschlafen…
Weiter auf Seite 7