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Freitag, 5. August 2022. Bergsommer Erwachen. Frühstück von Angesicht zu Angesicht mit König Ortler, dessen massiges Auftreten langsam das wärmende Licht der Morgensonne freigibt. Herrlich!



Ich mache heute einen Schreibtag, Susanne will nochmal in diese Selbstfindungsgegend, denn da hinten soll es noch mehr von den kunstvollen Experimenten mit Holz und Tönen geben. Wir verabreden uns zum Zmittag, irgendwo in Sulden, wo ich dann mit meinem grünen Elektroschimmel hin pedallopieren werde. Irgendwie fühle ich mich angeschlagen, und auch Susanne hüstelt hin und wieder vor sich hin. Das Schicksal? Nur nicht krank werden jetzt, wir wollten doch noch eine Woche dranhängen…
Susanne und Arico finden sich unterdessen gerade selbst, weit hinten in Gletschernähe des Suldenferner. Ich haue noch eine Pille rein und danach in die Tasten, und bevor wieder ein Sommerreisetag gedichtet, bebildert und gepostet ist, kommt Bildmaterial in Zwirbels Router an. Sieht toll aus, danke Schatz!








Das Wetter wird schlechter, stürmischer Regen ist für den Abend angesagt. Dann klingelt es. Susanne ist auf dem Rückweg und findet prompt eine Mittagsverpflegemöglichkeit, denn sie trifft auf einen Bauernmarkt mit Musik, Verpflegungsständen, Grilliertes und Südtiroler Kulinarischem. Ich schwinge mich in den Sattel, gebe dem Velomotor per Tastendruck die Sporen und mache mich auf den Weg. Noch regnet es nicht. Noch hat das Schicksal nicht zugeschlagen.
Es wird ein lustiger Nachmittag auf diesem Bauernmarkt, wir gönnen uns einige kleine Köstlichkeiten aus der Gassenküche, natürlich auf dem Teller und selbstverständlich auch aus dem Glas. Also, der Krautsalat und die Meraner Wurst, diese Paarung gehört unterdessen zu meinen Top-Favoriten der hiesigen Küche. An Guadn!


Nach zwei, drei Tänzchen (sehr zur Freude des Handorgel-Gitarren Duos, denn wir sind die Einzigen, die das Tanzbein schwingen) und einem weiteren Gläschen süffigen Weissweines, kommt leichter Regen auf. Wir machen uns auf den Heimweg. Gegen den Abend dann wird es ungemütlich, die stolzen Berge um uns herum haben sich ins Regenverhangene Nirwana verzogen. Wir indessen verziehen uns in Zwirbels gemütliche Dinette. Eigentlich wollten wir morgen noch ein weiteres Ziel anfahren und übers Wochenende noch einmal die Seele baumeln lassen, doch die Gegend am Haidersee, wo wir hinmöchten, ist weiträumig ausgebucht, das erste Mal auf dieser Sommerreise. Also doch heimzu? Will es das Schicksal so? Dann läutet mein Natel. Offenbar zum zweiten Mal. Gehört habe ich es nicht, denn mein Stromschimmel, der grüne, hat nun mal keine Freisprecheinrichtung. Und während dem Tanzen nehme ich grundsätzlich keine Anrufe entgegen. Susanne kann es nicht sein, sie döst unter der Wolldecke. Jemand von der Familie auch nicht, denn diese Nummern kenne ich. Aber, wer dann? Ich nehme ab: «Grüezi Herr Meier, ich rufe wegen Ihrem Notfall an!».

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