Zwirbels freiheitstreibende Sommerreise

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Dienstag, 2. August 2022. Das Himmelreich hat uns angesteckt. Susanne entwickelt ein Gourmetsyndrom und hegt kulinarische Campingkocher-Gedanken. Aufgefallen ist mir das beim Frühstück. Sie möchte ihr Frühstücksbrot nun plötzlich getoastet haben. Klar geht das, wir sind ja eingerichtet, in Zwirbels Küchenkiste sollte noch unser Toaster-Gadget liegen, das wir mal irgendwo gesehen, für gut befunden, gekauft und adoptiert haben. Da ist er ja! Der Toast-Aufsatz für den Gaskocher! Schnell aufgeklappt, aufgesetzt, angeheizt und mit Brotscheiben bestückt! «Schatz, dis Töschtli esch fertig, wetsch es nochli dunkler?»

Ich staune, wie gut das klappt mit dem Toaster. Und, ja, Susanne hat absolut recht, diese Brotresten, schon leicht angetrocknet, sind nun wie frisch aufgebacken und passen herrlich zu unserem Frühstück!

Die Zeit rennt. Morgen sind wir bereits 17 Tage unterwegs. Es ist an der Zeit, Weichen zu stellen, denn morgen ist unser Plätzchen bereits wieder vergeben. Hängen wir noch eine Woche dran? Und wenn, in welche Richtung? Nach all der Wärme würde mich eine Woche Berge noch gelüsten. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass uns das Schicksal bereits mit Unerwartetem verplant hat, und zwar schon bald, dann hätte man sich diese Gedanken sparen können. Doch eines nach dem anderen.

Ich geniesse solche letzten Tage vor der Abreise auf meine Weise. Während Susanne bereits wieder die Wanderschuhe schnürt, sinniere ich vor mich hin. Einfach so. Mir tut das gut. In diesen Momenten kommen mir oft die besten Ideen, so auch dieses Mal. Zwei unserer Campingnachbarn hatten doch kürzlich einen Stellplatz erwähnt, ganz hinten im Stelvio, am Fusse des Ortlers. Zu einem Ferien-Ressort soll der gehören, im Bergdorf Sulden, auf fast 2000 Metern Höhe gelegen. Also, das Wetter würde mitspielen, Frau und Hund sind unterwegs und somit einverstanden, da oben rufe ich jetzt mal an, ob es für ein paar Tage ein Plätzchen frei hat! Ja, es hat.

Szenenwechsel. Susanne kocht, und zwar wie immer himmlisch. Und das draussen, auf unserem Fünfunddreissig-Franken-Kartuschenkocher. Dies nach ihrer Wanderung, schön zum Znacht, aber eigentlich hundemüde. Klar, das darf sie auch sein, der Hund schläft schliesslich auch. Ich sag’s ja, ein himmlisches Gourmet-Syndrom…

Susannes Reispfanne mit Poulet und verschiedenen Gemüsen gelingt perfekt und schmeckt herrlich. Es ist immer wieder interessant, zu beobachten, wie Nachbarn und Vorbeigehende reagieren, wenn draussen gekocht wird. Inmitten der aufsteigenden und aromatischen Dünste entstehen immer wieder spontane Smalltalks, angefangen bei: «Habt ihr kein Handy? Kommuniziert ihr noch mit Rauchzeichen?», bis hin zu: «Nein, musst keinen Teller holen, ich habe grad zufällig einen dabei!».

Ein schöner Abend geht zu Ende. Ach, jetzt kommt mir gerade in den Sinn, Susanne weiss ja noch gar nicht, wo wir morgen hingehen! Jaja, ich sag’s ihr dann noch, gute Nacht.

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