Seite 10
4. Etappe: Camping Vogelsang in Schlanders
Samstag, 30. Juli 2022. Schön war es hier im Passeiertal, sehr schön! Unser heutiges Ziel liegt bereits wieder auf dem Heimweg, denn es gibt immer noch das eine oder andere Plätzchen, das wir schon immer mal besuchen wollten. Es gibt da im Vinschgau eine Geschichte über den Bauer Willi, der vor wenigen Jahren mit seiner Mutter zusammen einen Campingplatz ins Leben rief, direkt neben ihrem Hof, weil er fand, dieses herrliche Flecklein Erde müsse man doch auch Besuchern zugänglich machen. Und genau da wollen wir für einige Tage hin, zu Willi nach Schlanders und seinem neuen Campingplatz Vogelsang.
Die Anfahrt gestaltet sich einmal mehr abenteuerlich, wie immer, wenn ich am Steuer sitze. Es ist eng da hinten, wo Willi seine Gäste empfängt, und die uralte Holzbrücke, die zum Gehöft führt, wurde schon fleissig mit Brettern geflickt. Dann stehen wir vor einer geschlossenen Barriere, denn es ist Mittagszeit. Ich will den Rückwärtsgang einlegen. Susanne kontert: «Da kannst du nicht wenden!» Ich meine: «Doch, das kann ich!». Nach ewiger Kurbelei und unzähligen Gebüschkontakten, frohlocke ich: «Hast du gesehen, Schatz? Ich habe gewendet!». Susanne stellt klar: «Toll! Hast du auch gesehen, dass du eine Beule gemacht hast?!». Schweigeminute, es geht gleich weiter…


Der Platz und seine Umgebung sind ein Traum. Das moderne Empfangsgebäude mit Bistro, Ginbar, Gartenbeiz und allen nötigen Einrichtungen lässt keine Wünsche offen. Auch ein kleiner Hofladen gehört dazu, ebenso eine Kühltheke mit allerlei Getränken zum Mitnehmen über die Gasse.
Die Plätze sind terrassiert, wir kriegen eine schöne, grosse Premiumparzelle mit herrlicher Rundumsicht und parken Zwirbel so, dass wir das Panorama direkt vor uns haben.




Viel gibt es heute nicht zu erzählen, unsere gegenseitige Kommunikation gestaltet sich eher frostig. Nein, liebe Blogleserinnen, ich will es gar nicht hören, dass ich auf meine Frau hätte hören sollen, ich kann ja nichts dafür, dass dieser Ast einfach ohne Vorwarnung auf Zwirbel zu kam, denn als ich das Wendemanöver inspizierte und kalkulierte, war der noch nicht da!
(Anmerkung der Redaktion: Das glaubt der Autor ja selber nicht!)
Egal, wir geniessen einfach den Rundblick und lassen Beule Beule sein. Ein kleines Znacht, ein guter Tropfen, und zum Nachtisch noch ein Hopfen, schon bald ist die Welt wieder in Ordnung. Gute Nacht.
Sonntag, 31. Juli 2022. Susanne will mit Arico noch einmal auf Waalfang gehen, denn auch hier gibt es oberhalb von Schlanders zahlreiche Bewässerungskanäle zu bewandern. Die beiden ziehen zeitig los, während ich mit einem urchigen, älteren Bündner ins Gespräch komme. Ich spreche ihn auf sein professionelles Trailbike an, das aussieht, als könne man auf direktem Weg vom Matterhorn Gipfelkreuz auf den Dorfplatz von Zermatt brettern. Ohne zu bremsen, wohlverstanden! Er verrät mir, dass er früher Downhillrennen fuhr und irgendwann aufhören musste, weil mit zunehmendem Alter gebrochene Knochen langsamer heilen. Aber sein Bike, das sei ihm dann schon noch wichtig, genauso, wie eine kleine tägliche Herausforderung an irgendeinem Berg. Chapeau, häb der Sorg de Höger ab!
Susanne und Arico geniessen es, es treffen laufend herrliche Bilder ein, und ich lade euch gerne auf eine Foto Tour ein.













Gegen Abend kehren zwei hungrige Mäuler zurück, und in Anbetracht der Tatsache, dass mein Magen heute ebenfalls nichts Gescheites zu futtern bekam, komme ich auf die Idee, unseren simplen Outdoor Kartuschenkocher wieder einmal zum Einsatz zu bringen. Rösti und Spiegelei, mit Liebe und Geduld draussen an der wärmenden Abendsonne gebrätelt, dazu ein herrlicher Salat, das wäre doch genau das Richtige, findet ihr nicht auch? Na, dann mal los, helft ihr mir beim Kartoffeln schälen? Nein? Oke, dann gibt es halt eine Hero Fertigröschti, die ist auch fein, irgendwo in Zwirbels Vorratskammer sollte noch eine zu finden sein…



Gut geworden, unser Essen! Ich staune immer wieder über die Einfachheit unserer Camping Küche. Es gibt Camper, die könnten ohne Mikrowelle, Backofen, Thermo-Mix und Ähnlichem kaum überleben, andere wiederum brauchen nur ein Feuer, um ihre Kochkünste umzusetzen. Wir sind glücklich und zufrieden mit unserem kleinen Kocher, dem Skotty-Grill und Zwirbels Zweiflammenherd. Jeder hat seine Präferenz, und jeder respektiert diejenige des Nachbarn. So muss Campen sein, denn nur so macht es Spass, und nur so entstehen Begegnungen, die gut tun und später wertvolle Erinnerungen freisetzen, Aspekte, die Susanne und ich sehr schätzen.
Morgen ist der erste August, und wir werden die Umgebung erkunden, ruhig und ohne Raketen, denn im Südtirol kennt man unseren Schweizer Nationalfeiertag nicht. Aber, ich habe da schon eine Idee, wenn schon keine Raketen und kein Feuerwerk, dann werden es wenigstens wir sein, die dem Himmel ein Stückchen näher kommen. Seid gespannt!
Man sieht sich auf Seite 11.