Das Waldruh-Weekend

Samstag, 25. Juni 2022. Waldruh heisst er. Einfach nur Stellplatz Waldruh. Arico, ich glaube, es wird wieder einmal Zeit für ein Herrchen-Hund Weekend, was meinst du? Ein Waldruh-Herrchen-Hund-Weekend an einem kühlen, Schatten spendenden Wald und in entschleunigender Ruh, denn es soll zünftig warm werden dieses Wochenende und ich hatte eine strube Woche. Ja, auch Rentner können strube Wochen haben, ob ihr’s glaubt oder nicht. Bist du dabei, Arico? Und du, Schatz, was machst du dieses Wochenende, kommst du mit? Nicht? Ach so, du willst ja ein neues Kleid schneidern, und da brauchst du natürlich ebenfalls Ruh… Perfekt!

Los gehts! Die Anfahrt happert, und irgendwie lerne ich die Ortschaft Graben im Oberaargau an der Aare aus allen vier Himmelsrichtungen kennen, wie meistens, wenn Copilot Arico schläft und ich navigieren muss. Aber das kennt man mittlerweilen ja.

Doch dann taucht er auf, urplötzlich und eingebettet in einen himmlischen Weiler, fernab von erdrückender Hitze und lärmender Hektik, der Stellplatz Waldruh in Graben. Traumhaft! Gefunden auf Wohnmobilland-Schweiz! Schaut mal:

Wir lernen Bettina mit ihrem Hund und später dann auch Mario kennen. Ihnen gehört dieses Paradies, sie sind selber Hundehalter und Camper und wissen daher genau, wo es schön ist. Und was Camper brauchen! Alles ist da, Feuerschale, Strom, Wasser, WC, Dusche, und auf Voranmeldung sogar eine Sauna. Wir installieren uns, inspizieren Wald und Umgebung, und schon bald sind Arico und ich uns einig: Da lässt es sich durchaus aushalten!


Sonntag, 26. Juni 2022. Morgenrunde. Wir treffen auf… Aber das gibt es doch gar nicht… Oder doch? Arico schaut mich verdutzt an, so, als wolle er gerade sagen: „Chefchef, schau mal, da wohnt der Osterhase und sein Rudel!“ In leichter Abwesenheit nicke ich, während Arico Gefallen an den langohrigen Geschöpfen findet und ganz langsam und sachte seine Nase durch den Zaun steckt. Man scheint miteinander zu kommunizieren, und beim genaueren Hinschauen dünkt es mich, dass weit hinten im Stall einige der hüpfenden Gesellen mit Pinsel und Farbtopf hantieren. Sind die etwa am Ostereier anmalen? Schnell zücke ich die Kamera! Klick! Klick-klick! Ich hab’s drauf, oder doch nicht?!

Nein. Ich hab’s nicht drauf. War wohl doch meine blühende Fantasie. Gerade kommt mir in den Sinn, dass ich heute morgen noch keinen Kaffee hatte. Dann mal schnell zu Zwirbel zurück, da hinten durch den Wald. Also, wenn uns jetzt noch ein Schmutzli mit Esel entgegen kommt, dann muss ich mit Bettina und Mario ein ernstes Wort reden. Osterhasen, Schmutzli, Esel, womöglich noch ein Weihnachtsmann im Camper…

Der Nachmittag ist sonnig und heiss. Die Aare verspricht Abkühlung, wenn auch nur bildlich, denn Arico und sein Chefchef sind; also, nicht ganz dicht wäre jetzt der falsche Ausdruck; halt einfach keine Wasserratten. Es könnte ja irgendwo Wasser in einen dringen, und es ist wissenschaftlich nirgends erwiesen, dass Organe nicht rosten können. Fuss rein und gut ist.

Die Wanderung entlang der Aare ist Idylle pur, und ich staune ob der Vielzahl der Grill & Chill Plätzchen, die wir auf den paar Kilometern direkt an der Aare antreffen, gut besucht zwar, aber durchaus gemütlich. Hund & Herr kühlen sich die Füsse, natürlich erst nach sorgsamer Inspektion des Untergrundes, denn mehr als zehn Zentimeter Tiefe… ach, ihr wisst schon. Geniesst die Bilder!

Gegen Abend dann wird festgezurrt, was in Zwirbel noch lose ist, von Stuhl und Tisch über Hund bis hin zum Zwirbelpilot. Wir dinieren heute auswärts, denn wenige Kilometer entfernt betreiben Freunde von uns ein Restaurant, der Sternen in Thörigen. Da bin ich zum Nachtessen angemeldet, mit Arico natürlich, also Topf und Fresschen nicht vergessen! Plötzlich kündigt sich vierbeiniger Besuch an. Felix, ebenfalls ein Bolonka Rüde, gesellt sich mit Frauchen zu uns, auch sie sind wohnhaft in dieser sagenumwobenen Gegend (ihr wisst schon, Osterhase & Konsorte). Ich getraue mich nicht, zu fragen, aber es könnte ja durchaus sein, dass die beiden ebenfalls… Nein, genug der Märchen, ausser Mary Poppins fällt mir gerade nichts ein, was zu der netten Dame passen würde. Aber, warum hat sie keinen Schirm dabei? Und wer verkörpert eigentlich Felix? Doch nicht etwa der gestiefelte Kater?! Ach, Zwirbelpilot, lande deine Fantasie und komm wieder auf den Boden!

Wir machen uns auf nach Thörigen, dessen stattliche Dorfbeiz, der Sternen, wie Phönix aus der Asche plötzlich in der Abendsonne auftaucht. Viele Worte braucht es nicht, denn Beat kocht himmlisch, seine Ideen sind kulinarisch genial und was auf den Teller kommt, wächst im Dorf beziehungsweise in der Region auf. Wir geniessen ein Bierchen zusammen und schwelgen in alten Zeiten, dann entschwindet Beat in seinem Reich, um für mich ein schmackhaftes Rindfleisch-Tatar zuzubereiten, augenweidlich garniert und mit Bergfeuer-Chilisauce und Cognac verfeinert, mit hausgemachtem, getoastetem Zopf und einer perfekt abgestimmten Knoblauchbutter dazu, begleitet von geheimnisvoll gewürzten Pommes. Arico indessen schlabbert sein mitgebrachtes Fresschen unter dem Tisch und rollt sich danach zu einem Nickerchen ein. Ein herzliches Dankeschön, Ursi und Beat, für den herrlichen Abend, schön und fein wars bei euch!

Übernachten tun wir wieder in der Waldruh, wo Arico und ich den Abend bei einem Glas Wein ausklingen lassen. Klar, nur ich, Arico kriegt natürlich seinen Wassertopf. Morgen Montag geht es wieder nach Hause, und ich bin gespannt auf Susannes Nähkünste, die in unserer Abwesenheit entstanden sind. Ein herzliches Dankeschön an Bettina und Mario für die Gastfreundschaft!

Der Stellplatz Waldruh in 3376 Graben (Oberaargau, Kanton Bern) ist schlichtweg ein Geheimtipp, den wir sicher wieder anfahren werden. Herzlich, ruhig, am Waldrand gelegen, in der Nähe der Aare, perfekte Voraussetzungen also für den Hundehalter. Ebenfalls zu empfehlen ist das Restaurant Sternen in Thörigen, wenige Autominuten entfernt. Gerne verlinke ich euch diese beiden kleinen Paradiese:

https://www.wohnmobilland-schweiz.ch/Fueer_Wohnmobilisten/Stellplaetze/Detail/Waldruh/70/

https://www.sternenthoerigen.ch/

Bis bald, eure Zwirbelpiloten