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Montag, 13. September 2021. Sonne pur. Logisch, hier unten ist sie ja schliesslich zu Hause, die Sonne. Es gelüstet uns nach einer Wanderung, und so brechen wir nach einem schmackhaften Sonnenfrühstück nach Ponte Tresa auf. Der schmale Weg, ebenfalls als Biketrail ausgeschildert, führt uns direkt am Fluss Tresa entlang. Einfach nur schön und abwechslungsreich geht es mal rauf und mal runter, so wie die Felsbrocken halt gerade liegen. Andernorts hätte man den Weg Kinderwagentauglich frei gesprengt, aber hier, wenige Meter neben Italien, wandert man einfach drum herum beziehungsweise darüber. Für den Biker gibt es sogar ein simples Frühwarnsystem, damit er sich auf die bevorstehende Herausforderung vorbereiten kann (Verbandskasten in Griffnähe zum Beispiel).
Urwüchsiger Bambus, wild wachsende Palmen inmitten dichtem Laub- und Nadelwald begleiten uns bis Ponte Tresa, welches wir eine gute Stunde später erreichen. Einst bekannt als strategische Hochburg für Verbindungen nach Italien scheint die Zeit heute still zu stehen. Die alten Hotels am Grenzfluss sind grösstenteils leer und geschlossen, einige von ihnen sind nahe am Zerfall. Ich erspare euch diese Bilder und lasse noch einmal die Flussidylle sprechen, wenn auch nur bildlich.
Wir wagen den Schritt nach Italien, überqueren die Zollbrücke und sind plötzlich in einer anderen Welt. Kleine Ladengassen, Bars und Bistros, impulsives italienisches Leben. Ein Restaurant ist schnell gefunden, Einheimisches steht auf der Speisekarte, und während sich Susanne für Tagliatelle con funghi entscheidet, bestelle ich die hausgemachten Ravioli al brasato. Auf das Angenehme folgt meistens das Notwendige, und dank small Talk im Restaurant erfahren wir, wo man hier vorzugsweise einkauft. Der Tigros mercato, eine Art italienische Migros, lässt Susannes Herz höher schlagen, sie entschwindet für eine Einkaufsstunde im Schlunde des Frischmarkt Riesen. Arico und ich entern derweil eine bequeme Parkbank in der angrenzenden Grünzone.
Schwer beladen mit dem Wocheneinkauf erscheint Susanne mit einem fast vollen Einkaufswagen, dessen Inhalt wir auf unsere beiden Rucksäcke verteilen. Ganze sechzig Euro hat die Fuhre gekostet, etwa die Hälfte wie bei uns. Migros italiano!
Leicht gekrümmt gehend wegen den schweren Rucksäcken, sowie mit zwei Tigros-Einkaufstaschen und einem freundlichen, unschuldigen Lächeln herüber zu den Zöllnern geht es zurück ins schweizerische Ponte Tresa, wo uns kurz darauf die Postauto AG mit einem ihrer gelben Busse aufgabelt und bis vor die Tore des Campingplatzes bringt. Gratis, denn bei den meisten Campingplätzen ist das Ticino Ticket inklusive, mit vielen Vergünstigungen, vor allem aber freie Fahrt auf dem ÖV-Netz im Kanton Tessin. Gäbig, danke Ticino!
Schön wars heute, viel gesehen, gut gegessen, günstig eingekauft. Viva italia!
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