Teil 2, Seite 6
Freitag, 30. Juli 2021. «Du, Arico, ich muss dir etwas sagen. Herrchen hat sich verrechnet. Es wird nix mit meteorologischer Wanderpause heute. Das Wetter scheint der grossen Trübe abgeneigt zu sein, und dies schreit förmlich nach Bewegung. Erst am späten Nachmittag soll es umschlagen. Arico, hörst du mir überhaupt zu?» Arico quittiert mein Geständnis mit schiefem Blick, und irgendwie habe ich das Gefühl, es interessiert ihn gar nicht.
Frauchen indessen hat schon einen Plan. Wir wollen mit der Sesselbahn hoch auf die Alp Pradaschier, und ich hätte dann auf der Rodelbahn wieder ins Tal hinuntersausen können, übrigens mit 3060 Meter die längste dieser Art in der Schweiz. Das wäre ihr Plan gewesen, und ich hätte mich wie ein kleines Kind darauf gefreut.
Beim Lösen der Tickets erfahren wir, dass die momentane Wartezeit oben am Start satte zwei Stunden beträgt. Nein, das ist es mir nicht wert, lieber nutzen wir das schöne Wetter noch, fahren da hoch und wandern ohne Rodel und Rasanz schön gemütlich wieder hinunter ins Tal.
Oben angekommen bestätigt sich die Rennbahnwarterei, und nach kurzer fotographischer Bestandesaufnahme nehmen wir den kurzen, aber steilen Aufstieg auf die Bärenalp in Angriff.



Wir staunen über die Ruhe hier oben. Mutterseelenalleine folgen wir dem Pfad, umgeben von sattgrünen Wiesen und lauschigen Waldstücken. Aricos Übermut, auf einen Baumstammbrunnen zu springen, hat Lerneffekt, denn er landet statt auf dessen Rand direkt im Brunnen drin, mit unfreiwilliger Abkühlung. Nein, Arico, wir lachen nicht über dich, siehst halt nur gerade aus wie ein begossener Pudel.





Im Pradaschierer Wald werden wir mit einer blauen Delikatesse beschert, reife Heidelbeeren begleiten uns plötzlich dem Wegesrand entlang. Da kann man doch nicht achtlos daran vorbeigehen, oder, was meint ihr? Ja, Arico, du kriegst auch ein paar Beerchen!



Mit drei Heidelbeer-blauen Zungen wandern wir weiter. Nur kurze Zeit später erhellt sich mein Gemüt abermals, ein Männerspielzeug erhebt sich wie Phoenix aus der Asche vor meinen Augen. Mann, das wäre doch etwas für Moglis Anhängekupplung, in seinem Massstab 1 : 10 natürlich.



Es wird kräftig gerodet hier oben, und mit so einer mobilen Seilkrananlage ist der Abtransport der Stämme wesentlich effizienter als über die Waldstrasse.
Eine Dreiviertelstunde später wird unser Rädlihüüsli aus der Vogelperspektive sichtbar, und ich nutze diese Gelegenheit für eine Rätselrunde:
Wie viele Male ist unser Rädlihüüsli Zwirbel im folgenden Bildermosaik sichtbar?
Teilt uns doch die Antwort bis Samstag 7. August 2021 mit, wir verlosen unter den richtigen Antworten einen Bündner Salsiz aus dieser Region!






Wir sind froh zuhause zu sein, denn der Himmel verdunkelt sich zunehmend. Grillieren draussen liegt nicht mehr drin, es beginnt zu regnen. Was dann folgt, lässt nicht nur Arico erzittern, sondern auch uns. Während er sich mit Schutz suchendem Blick zu uns an MEINE(!) Teddybären kuschelt, muss ich mich mit angekautem Hundespielzeug trösten.



Es hagelt so stark, dass man in Zwirbel sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Wir sind gerade am Znacht, als es rings um uns herum weisser und weisser wird. Aus dem Hagelhaufen auf der Ablaufseite unserer Markise könnte man bereits ein kleiner Schneemann bauen, und unsere Parzelle ist nun auch mit dem SUP (Stand Up Paddle) erreichbar. Ich gebe es zu, als beinharter Hinterbareggler, Aargauer mit der Unerschrockenheit eines Rambos und knallharter Allwetter-Camper (nur drinnen) wird sogar mir mulmig. Nach 10 Minuten ist der Spuk wieder vorbei. Erste Aufräumarbeiten beleben den Platz. Alles ist heil geblieben, aber ich werde morgen die Markise anschauen müssen, das Segeltuch hat sich vom Sturm einseitig verzogen.



Ein anfangs ruhiger und idyllischer Tag endet in einem bedrohlichen, zum Glück für die meisten Camper Schadenfreien Hagelkonzert. Ich wünsche euch eine ruhige, hagelfreie Nacht, bis morgen auf…
…Seite 7.
👍🤗🍀❤️