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Sonntag 30. Mai 2021. Ein Traumtag ist angesagt, sonnig und warm. Ich schaffe es locker, die Tagwache von gestern um fast zwei Stunden zu unterbieten, denn heute ist Abreisetag, und in Zwirbel muss alles wieder versorgt und verzurrt werden. Und ich habe noch etwas vor! Nach einfachem Frühstück mit zwei Kaffees schreite ich zur Tat, montiere die Geländereifen an meine Füsse, auch bekannt als Wanderschuhe, und mache mich zum Aufbruch bereit. Zwirbel darf ich bis zum Abend kostenlos vor dem Campingplatz stehen lassen, diesen Service offeriert der Platzbetreiber allen Übernachtungsgästen am Abreisetag. Herzlichen Dank dafür!
Ich marschiere am westlichen Engstligenufer entlang Richtung Adelboden. Mein Ziel, das Überqueren der Hängebrücke Hohstalden, ist leicht hochgesteckt für mich, denn eigentlich bin ich nicht schwindelfrei. Aber das jahrelange Vorbeifahren früher und der genauso lange gehegte Wunsch, mich irgend einmal in meinem Leben da rüber zu hangeln, hat kräftig an mir genagt. Und heute bietet sich die einmalige Gelegenheit, diesem zermürbenden Nagen ein Ende zu bereiten und diese Brücke zu erobern. Ob mir die Kraft der Engstligen wohl bei diesem Vorhaben hilft?
Die eineinhalbstündige Wanderung ist ein Traum. Breite Kiesbänke, sanft umflossen von eiskalten Bergwassern, wechseln sich ab mit zerklüfteten Abschnitten, erschaffen von der immensen Kraft des Wassers. Saftig grüne Auen, wenige Meter neben der Wildbach Landschaft, gefolgt von mystischen Waldpassagen, Natur pur, wo man hinschaut. Apropos Kraft, gerade in diesem Moment könnte ich eine gehörige Portion davon brauchen. Denn soeben ist sie vor mir aufgetaucht, die Hostalde-Brügg. Oder treffender ausgedrückt, knappe vierzig Meter über mir. Noch habe ich Zeit, umzukehren. Engstligen-Kraft, wo bist du?!
Rauschende Wasser beim Camping Kiesbänke Grüne Auen Natur pur Mystische Waldwege Hängebrücke Hohstalden
Der Weg zweigt ab. Geradeaus weiter, leicht ansteigend, gehts Richtung Adelboden und Engstligenfälle. Oder rechts weg, bergwärts, hinauf zum Brückeneinstieg. Jetzt oder nie! Kommt ihr mit?
Eine Viertelstunde später. Ich schnaufe arg, denn der Aufstieg ist steil. Dann bin ich oben. Vor mir der Einstieg in die Brücke. Hinter mir der Fluchtweg. Neben mir ein kleines Mädchen: „Hesch Angscht? I ha kei Angscht, weisch, i be scho mängisch do drüber, dasch luschtig!“
Ich schlucke. Und dann spüre ich sie, die Kraft. Ja, da ist etwas dran. Ich schaffe das! Ich klammere mich an die beiden Halteseile links und rechts, dann schreite ich zur Tat. Zur Hohstalde-Brügg-Überquerungs-Tat. Nach all den Jahren! 38 Meter hoch über der Engstligen, 153 Meter lang. Kommt ihr?
Aufstieg zum Brückenkopf Einstieg ins Abenteuer Kein zurück mehr! Blick nach unten Blick zurück Brügge-Beiz in Sicht!
Ich bin drüben. Dieses Gefühl! Mein Gang rüber zum Brügge-Beizli harzt, die Schritte sind noch schwammig. Ich belohne mich mit einem Hobelkäse & Wurst Plättli, begleitet von einem sauren Most. Es ist schön, hier noch etwas zu verweilen. Eine Stunde später nehme ich den Rückweg in Angriff, hoch über der Engstligen auf dessen Ostseite. Ich werde weitere fünfviertel Stunden unterwegs sein. Genug Zeit also, mein lang gehegtes und heute erfülltes Ziel mental zu feiern.
Der Weg ist umsäumt von Wiesen und Alphütten, und so mancher Adelbodner Holzschnitzer hat sich in dieser Gegend an einem Baumstumpf verewigt. Später dann der Abstieg, wieder hinunter zur Engstligen, und auf schmalem Waldpfad zurück zum Camping Grassi.
Die Belohnung Hoch über der Engstligen Weg zurück Über Auen und Wiesen Holzschnitzereien Holzschitzereien Der Schäfer Betende Hände Die Wanderroute Der Bär
Müde, aber glücklich und zufrieden erreiche ich gegen 16 Uhr Zwirbel. Es geht nach Hause. Gerne verlinke ich euch den Campingplatz Grassi, denn der ist in allen Belangen sehr zu empfehlen. Sauber und freundlich, herrlich angelegt. Der Preis übrigens für zwei Nächte mit allem, was man braucht: knapp 50 Franken. Für meine Bedürfnisse mehr als fair, darum, gerne wieder!
Auch die Hängebrücke ist verlinkenswert! So wie der Campingplatz ist auch die Brücke mit dem Brügge-Beizli in Privatbesitz. Beides wird mit viel Herzblut von Familie Wäfler gehegt und gepflegt, und während den Öffnungszeiten erwarten feinste Hausgemachte Käse und Wurstwaren die Einkehrer. Schön, dass es euch gibt!
Tschüss und bis zum nächsten Trip, nachfolgend mit einigen Eindrücken vom Camping Grassi.
Camping Grassi Blockhaus als Aufenthaltsraum Coronaseparierung mal anders Schöner als Absperrband!